Foto: Silent Night by Thomas Hawk (CC BY-NC 2.0)
Alter Brauch: Den Weihnachtsbaum verkehrt herum hängen
Der Weihnachtsbaum ist das Symbol der Weihnachtszeit. Jahr für Jahr werden die schönsten Lieder über ihn gesungen und neue Gedichte über ihn ausgedacht. Am Weihnachtsabend versammelt sich dann die ganze Familie um ihn, singt Lieder, packt Geschenke aus und betrachtet den prachtvoll geschmückten Tannenbaum mit glänzenden Augen.
Dabei gibt es ihn noch gar nicht so lange: Erst vor etwa 450 Jahren zog er in die Wohnzimmer ein. Zu jener Zeit stand er jedoch nicht so wie heute in einem Weihnachtsbaumständer, sondern wurde verkehrt herum an der Decke befestigt. Noch heute ist diese alte Tradition in einigen Familien verbreitet.
Weihnachtsbaum verkehrt herum aufhängen – eine Tradition aus Osteuropa
Noch bis ins 20. Jahrhundert hinein war es üblich, den Weihnachtsbaum im Wohnzimmer an der Decke zu befestigen und ihn sozusagen verkehrt herum aufzuhängen. Vor allem im Osten Deutschlands sowie in Osteuropa war dieser Brauch sehr verbreitet.
So gibt es zum Beispiel einen Holzschnitt von Hugo Brückner, der einen von der Decke hängenden Baum im Wandsbecker Schloss bereits im Jahre 1796 zeigt. Für die meisten Familien mag diese Tradition heute ungewöhnlich erscheinen, es gibt aber noch immer Haushalte, in denen an diesem Brauch festgehalten wird.
Tatsächlich hat die hängende Befestigung auch Vorteile: Der Weihnachtsbaum spart auf diese Weise viel Platz und kann nicht so einfach umgestoßen werden. Das ist gerade in Familien mit Haustieren oder lebhaften, kleinen Kindern ein Pluspunkt.
Woher stammte der Brauch?
Einen ersten Hinweis auf einen Christbaum, der jedoch nicht belegt ist, gibt es in Freiburg schon im Jahre 1419. Die lokalen Bäcker haben damals der Überlieferung zufolge einen Baum mit Früchten, Nüssen und Süßigkeiten behängt. Andere Menschen glauben aber, dass der Weihnachtsbaum in Anlehnung an den Paradiesbaum entstanden sein könnte, der im mittelalterlichen Krippenspiel eine wichtige Bedeutung hatte.
Warum der Weihnachtsbaum am Anfang an die Decke gehängt wurde, ist bis heute nicht eindeutig geklärt. Einige Experten gehen davon aus, dass die Tradition von dem Brauch abgeleitet wurde, grüne Zweige in der dunklen Jahreszeit in die Wohnung zu hängen. Dieses Brauchtum wurde sehr lange praktiziert.
Die grünen Zweige standen symbolisch für Licht und Hoffnung in der Dunkelheit des Winters. Schon die Römer sollen ihre Häuser beim Jahreswechsel mit Lorbeerzweigen dekoriert haben. Es ist also naheliegend, dass die Menschen später, als der Weihnachtsbaum sich immer weiter verbreitet hatte, diesen ebenfalls in die Wohnung hängen wollten, anstatt ihn aufzustellen, wie wir das heute tun.
In den USA ist der „upside down christmas tree“ immer noch im Trend
Seit einiger Zeit erfreut sich der sogenannte „upside down christmas tree“ in den USA übrigens wieder einer großen Beliebtheit. Dabei werden aber künstliche Christbäume an der Decke aufgehängt, keine echten Tannenbäume. In dem Jahr, als der Trend dort aufkam, waren die Bäume zum Aufhängen sogar schon Wochen vor dem Fest vergriffen.
Die meisten von ihnen haben Ihren Baum im Internet bestellt. Für einen zwei Meter hohen Baum, der mit mehreren Hundert elektrischen Kerzen ausgestattet war, zahlten sie immerhin 600 Dollar. Für weniger als 280 Dollar waren auch kleinere Exemplare nicht erhältlich. Die Bäume wurden in den USA aber nicht nur an der Zimmerdecke aufgehängt, sondern zum Teil auch seitlich an eine Wand montiert oder mit der Spitze nach unten zeigend in einen normalen Ständer gestellt.
Fazit
Der Brauch, den Weihnachtsbaum verkehrt herum an die Decke zu hängen, geht auf die Ursprünge des Christbaums zurück. Noch bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts war diese Tradition vor allem in Osteuropa und Ostdeutschland verbreitet. Mittlerweile sind aber viele Familien dazu übergegangen, den Weihnachtsbaum in einen Ständer zu stellen. Nur vereinzelt findet man noch hängende Christbäume.